Der Tresen

Ich bin scheinbar in ein ernsteres Gespräch hineingeplatzt, weswegen eine weile peinliches Schweigen herschte. Doch Rebekah nahm mein Angebot an und es schien ihr zu gefallen. Was den anderen Mann anging, er wirkte nicht so beigeistert auf meine Anwesenheit, doch wenn ich ehrlich bin machte es mir nichts aus. "Hallo, ich bin Larten" stellte ich mir vor und gab ihr die Hand, dem anderes nickte ich zu. Ich hätte ihr gern die Hand geküsst, doch ich weiß nicht ob sie auf so was gestanden hätte. `Schade, dass ich schon gegessen habe` dachte ich, ihr Blut würde bestimmt gut schmecken. Ich hob das Glas und deutete an anstoßen zu wollen, wie es Rebekah wollte. Sie meinte ihr abend sei bislang gelungen, dann konnte es ja nur noch besser werden. " Auf einen gelungenen Abend, der hoffentlich noch besser wird" sagte ich mit einem lächeln.

Dieser schleimige Bolzen blieb wirklich bei uns. Er stellte sich vor und nickte uns zu. Rebekah stellte sich natürlich mit einem bezaubernden Lächeln ebenfalls vor, während ich dies nicht für nötig hielt. Mir war ja jetzt schon klar, das ich mit ihm niemals gut auskommen würde. Er war eines dieser Leute, die ich prinzibiell sofort tötete, weil es so vermutlich besser für die Menschheit wäre. Ich trank einen weiteren Schluck als Larten für Rebekah ebenfalls das Glas erhob. " Auf einen gelungenen Abend, der hoffentlich noch besser wird" "Mhm..." murmelte ich blos. Ich hoffte er würde bald verschwinden!

Dieser andere wirkte sichtlich genervt, dass ich hier war, aber irgendwie störte es mich nicht. Ich war erst seit zweit Tagen in dieser Stadt und es geb schon den ersten, der mich nicht mochte. Wie machte ich das bloß immer? Allerdings gefiel mir das. Ich widmete meine Aufmerksamkeit wieder Rebakah zu. "Bist du schon lange in dieser Stadt? Ich selbst bin erst seit ein paar Tagen hier, aber es gefällt mir. Die Leute hier scheinen nett zu sein." Bei dem letzten Satz schaute ich ihr direkt in die Augen, was den anderen nur noch mehr störte. In den letzten Jahrzenten hatte ich es mir zum Hobby gemacht, anderen Typen die Frauen auszuspannen. Das war lustig allerdings auch nicht immer ganz ungefährlich. Ich hatte gehört in dieser Stadt wimmelte es nur so von Vampiren. Ich schaute mich um und überlegte, wer alles einer sein könnte.

Rebekah wohnte auch erst seit kurzem hier in der Stadt. Aber dann blickte sie zu diesem anderen und lächelte ihn an, während sie mir zustimmte, dass es hier nette Leute gab. Dieser andere, dessen Namen ich immer noch nicht kannte (es ist echt unhöflich sich nicht vorzustellen!) stimmte auch zu, jedoch hörte man den sarkasmus in seiner Stimme deutlich heraus. Als er dies sagte funkelte er mich an. Ich konnte es definitiv nicht leiden, wenn man mich so anschaute und anwortete mit einem herablassendem lächeln. Gegen mich hätte er nie eine Chance...
Rebakah nahm noch einen Schluck von ihrem Cocktail, so dass sie nicht zu sagen brauchte und uns nur zuhören konnte. Wahrscheinlich fand sie es sehr amüsant.

Cf: Apartment (Einplay)
Es war komisch, sich alleine in eine solche Menge von Leuten zu begeben, die alle hier im Grill saßen und sich amüsierten. So lange war ich alleine gewesen, hatte mich in meinem Apartment von der Außenwelt abgeschottet, dass es schon nahezu unwirklich war, so viele fremde Gesichter auf einmal zu sehen. Dabei war ich es früher gewesen, die zu jeder Party gegangen war und die kein Event ausgelassen hatte, immer mit der neuesten Mode ausgestattet und immer einen anderen Jungen als Begleitung. Doch seitdem meine Mutter gestorben war, war einfach alles anders.
Etwas zögerlich bewegte ich mich zwischen den Reihen der Tische hindurch zum Tresen. Noch immer war mir diese Atmosphäre fremd, unheimlich. Wirklich wohl fühlen tat ich mich nicht. Dennoch wusste ich, dass ich mein Leben weiterleben musste, egal was auch sonst noch alles geschehen möge. Ich wollte einfach ich sein. Auch jetzt noch, wo sich doch alles so unheimlich stark verändert hatte.
Als ich den Tresen erreicht hatte, setzte ich mich mit leicht ungutem Gefühl neben ein rothaariges Mädchen, das etwa meinem Alter entsprach, wenn sie nicht gar im selben wie ich war. Ein schüchternes Lächeln schenkte ich ihr zur Begrüßung, dann bestellte ich mir eine Apfelschorle. Irgendetwas störte mich an meiner Nachbarin, meine Instinkte schrien förmlich nach Flucht. Doch vor dem gesellschaftlichen Leben war ich nun schon zu lange weggelaufen. Ich musste mich wirklich mal wieder dem Spaß stellen und meine Trauer seit den letzten zwei Jahren vergessen. Denn was für ein seelisches Wrack ich sonst werden würde, daran wollte ich gar nicht erst denken.

Das freundliche Lächeln, das mir das andere Mädchen schenkte, verhalf mir zu mehr Mut. Anscheinend war ich doch noch nicht so unscheinbar geworden, wie ich es erst von mir gedacht hatte. Ebenfalls freundlich antwortete ich ihr, und stellte mich im gleichen Atemzug ebenfalls vor. „Hi, ich bin Zoey.“ Zum ersten Mal seit langen, sprach ich wieder zu jemand anderes, nicht nur zu mir selbst, allein in meinem Apartment. Doch mehr zu sagen fiel mir nicht ein. Es war, als hänge eine schalldichte Wand um mich herum, die sämtliche Gesprächsthemen absorbierte. Nicht, dass ich irgendwie schüchtern wäre oder so, doch es war als wenn ich noch immer nicht so ganz in der Realität angelangt wäre, als sei ich noch in der Zeit, in der ich mit meiner Mom noch gelacht hatte.
Unbewusst fing ich an zu blinzeln, als eine neue Träne meine Augen verlassen wollte. Da war es wieder, dieses Gefühl, als sei ich überrumpelt von meinen Gefühlen. Ich konnte sie nicht zurück halten. Sie kamen wann sie wollten. Und es waren nie die, die ich wünschte zu fühlen. Ich empfand keine Sympathie für Amanda, freute mich jedoch, ein neues Gesicht kennen gelernt zu haben. Aber was brachte mir das, wenn ich ständig von dieser noch immer nicht aufgearbeiteten Trauer übermannt wurde. Tatsächlich aber schaffte es ein salziger Tropfen über meine Wange zu rinnen und in mein Glas voll Apfelschorle zu tropfen, das ich gerade verlegen zwischen meinen Fingern drehte. Viele kleine Bläschen stiegen auf, als die Träne mit meinem Getränk zusammenkam. Dann beruhigte sich alles wieder. Nur in mir schwirrten noch die Gedanken durcheinander. Ich wusste nicht wieder, doch irgendwie hatte ich in diesem Moment einfach den Drang, Amanda alles zu erzählen, dabei wollte nicht einmal ein Laut aus meinem trockenen Hals kommen.
„Tut mir leid, es ist nur wegen meiner Mom. Sie ist vor zwei Jahren an Krebs gestorben.“ Schluchzend warf ich der Rothaarigen einige Sätze an den Kopf. Für sie wahrscheinlich vollkommen Zusammenhanglos. Nach einem weiteren Seufzer hob ich das Glas an meine Lippen. Die Schorle war schon ein wenig schal geworden und schmeckte etwas salzig, nachdem noch mehr Tränen hineingetropft waren. Wie automatisch griff ich in meine Hosentasche und zog eine Packung Papiertaschentücher heraus, nahm mir eines davon, schüttelte es auf, putzte meine Nase und schon die Packung mitsamt dem verbrauchten Tuch wieder zurück in die Tasche meiner blauen Jeans. „Normalerweise weine ich nicht vor anderen,“ sagte ich mit einem leicht verlegenen Blick zu Amanda und hoffte inständig, sie würde mich nicht in die Schublade ‚Heulsuse’ stecken.

Oh man...Dieser Typ nervte. Aber jetzt schaute er sich in der Bar um. Er schien sich für ein anderes Mädchen zu interessieren, zumindest betrachtete er sie. Auch ich schaute kurz zu ihr. Ich dachte der Typ verschwand jetzt zu ihr, aber er blieb hier und guckte mich schon wieder Hass-Erfüllt an. Wenn er mich zum Feind haben will kann er das. Wahrscheinlich will er sich später mit mir vor der Tür prügeln, grund dazu hätte er...
Aber was solle er mir schon tun, schließlich bin ein Vampir, dazu noch ein ziemlich alter und er nur ein komischer Teenager in seiner Gothicphase. Ich versuchte nett^^ zu ihm zu sein. " Und du, wohnst du schon lange in der Stadt?" Ja, schlechter Smalltalk, aber hoffentlich hörte er den unterdrückten Sarkasmus, nur Rebekah sollte ihn nicht hören. Nicht das sie noch schlecht über mich denkt.

Ich nippte noch einmal an meiner Apfelschorle, während meine Tränen allmählich zu trocknen begannen. Ich konnte mir nicht erklären, wieso, doch irgendwie spendete Amanda schon jetzt eine gewisse Menge Trost, auch wenn ich sie – so wie alle hier im Grill – noch nicht einmal wirklich kannte.
Meine Finger drehten das inzwischen halbleere Glas hin und her. Es war schon merkwürdig, zu sehen, was einem entgangen war, während man wochenlang in seinem Apartment gehaust hatte. Natürlich wohnte ich nicht erst seit gestern hier. Trotzdem hatte ich mich so gut wie nie auf den Straßen von Mystic Falls sehen lassen, zu groß war die Trauer gewesen, die sich nun, dank Amanda, etwas gelegt hatte. Ein halbwegs fröhliches Lächeln trat auf meine Lippen, als sie mir ihre Weisheit mitteilte. Sie hatte Recht. In der tat, man sollte wirklich anfangen zu leben, als würde man morgen sterben. Allerdings, wenn man nichts mehr hatte, für das es sich lohnte zu leben, schien einem selbst die egal zu sein. Dennoch, ich musste meine Trauer endlich begraben. Meine Mutter hätte auch gewollt, dass ich so weiterlebte wie damals, als noch niemand irgendetwas von ihrer Krankheit geahnt hatte.
„Du hast Recht.“ Meinte ich, wischte mir mit meinem Handrücken über die Augen und trank noch einen kräftigen Schluck. Zum Glück trug ich nie Make-up. An Tagen wie diesem wäre es wohl gnadenlos verwischt. „Wie lange wohnst du eigentlich schon in Mystic Falls?“ Jetzt, wo ich mich endlich wieder gefasst hatte, konnte man ja auch mal ein normales Gespräch beginnen, oder? Irgendwo in mir musste einfach noch die lebensfrohe Zoey stecken, da war ich mir ganz sicher.

Mit einem großen Schluck trank ich den Rest meiner Schorle aus und sah etwas betrübt in das nun leere Glas. So viel Geld hatte ich wohl gar nicht mit, um mich hier mit Flüssigkeiten voll laufen zu lassen. Aber gut, für ein weiteres Getränk würde es wohl reichen. Allerdings, so dachte ich mir, könnte ein mildes Bier vielleicht auch nicht schaden. Oder doch lieber ein Alkoholfreies? Vor lauter Unentschlossenheit wusste ich letztendlich gar nicht mehr, was ich wollte, und beschloss, vorerst nichts weiter zu bestellen.
"Naja, wie manns nimmt." Antwortete ich Amanda. Sie war mir wirklich sympathisch. Vielleicht konnte aus unserer Begegnung ja noch eine Freundschaft wachsen? Wer wusste das schon genau? Und jemand, dem ich mich anvertrauen konnte, benötigte ich teilweise sogar ziemlich dringend. "Mein Onkel hat mir vor ein paar Wochen ein Apartment hier besorgt. Es ist kein allzu großes und ich war auch noch nicht oft außerhalb meiner eigenen vier Wände gewesen, aber heute habe ich ja einen ersten Schritt zum Neueinstieg ins Leben gemacht." Ein heiteres Grinsen konnte ich mir kaum verkneifen. Tatsächlich, Amanda tat mir gut. Und obwohl sie für mich irgendwie immer noch etwas geheimnisvoll war, mochte ich sie schon irgendwie. Zumindest hatte ich jetzt einen, den ich in dieser Stadt kannte.

"Da hast du wohl Recht," stimmte ich ihr zu. Amanda war wirklich toll. Sie gab mir so unscheinbar Tipps, die mich dennoch in meinem Selbstwertgefühl stärkten. Tatsächlich war ich wohl wirklich nicht mehr ganz das taffe und lebensfrohe Mädchen, das ich früher einmal gewesen war. Seit meine Mutter tot war, war ein Stück meiner selbst gestorben. Vermutlich genau der Teil, der mir zuvor die Freude im Leben gebracht hatte. Doch Amanda wusste zu verstehen, wie man diesen verschollenen Teil wiederbeleben, zurückholen konnte. Und ich war ihr überaus dankbar, dass sie es tat.
Mit einem Lächeln sah ich ihr zu, wie sie ihre Cola trank. Das bisschen Geld, das ich heute bei mir trug, wollte ich mir für später aufheben. Vielleicht konnte ich ja sogar mal ein wenig länger bleiben. "Du musst nicht, wenn du nicht willst. Immerhin hat jeder so seine Sorgen. Der eine hat eben mehr, der andere weniger. Und wie er damit umgeht bleibt ja auch jedem selbst überlassen." Noch ein wenig mehr Heiterkeit legte sich in meine Gesichtszüge. Sie hatte wohl in vielem Recht. Es half sehr, unter Leuten zu sein. Zu leben und andere beim leben zu beobachten. Wahrscheinlich würde ich diesen Abend irgendwann einmal schriftlich festhalten. Vielleicht in dem Tagebuch, das irgendwo in meinem Bücherregal verstaubte, weil ich es so gut wie nie benutzte. Aber das war mir im Moment egal. Ich hoffte nur, dass ich meine erste Bekanntschaft nicht allzu schnell vergessen würde.

Er ging auf meinen Smalltalk ein, während Rebekah uns das Feld überließ. " Noch nicht allzu lange", antwortete er mir mit bösen Blick. Das andere Mädchen, dass er vorhin schon angeschaut hatte, guckte zu uns herüber und grinste in sich hinein. `Konnte sie uns etwa hören?!` "Und sonst so, Larten. Wie vertreibst du dir hier so die Zeit. Abgesehn davon das du hübsche Frauen anquatschst.", fragte er mich. Die Abneigung gegen mich hörte man deutlich heraus. Ich glaubte nicht, dass es ihn ernsthaft interessierte, aber antwortete trotzdem. "Ach...Ich gehe gern in den Wald spazieren oder so und ich lese gerne. Ich würde dich ja gerne Fragen, ob du weißt wo die nächste Bibliothek ist, aber mein Gefühl sagt mir, dass das nicht der Ort ist an dem du dich sonst so aufhältst. Deine Orte sind wahrscheinlich eher der Friedhof bei nacht oder abends am bahnhof, nicht wahr?" `Hey, immerhin lächle ich noch höfflich^^`, dachte ich etwas ironisch. Wenn er mich bis jetzt noch nicht hasste, dann wäre es nun soweit. `Ich weiß ja auch nicht, aber bei diesem Style muss ich immer an Kiffende Gothics denken` verteidigte ich mich innerlich.

"Du musst nicht, wenn du nicht willst. Immerhin hat jeder so seine Sorgen. Der eine hat eben mehr, der andere weniger. Und wie er damit umgeht bleibt ja auch jedem selbst überlassen." Ich lächelte Zoey an. Zum Glück war sie keine dieser nervigen Mädchen, die nachbohren wollten. Sie konnte vermutlich verstehen, das man nicht immer über alles reden wollte. Zoey schien langsam wieder etwas heiter zu werden, was mich wirklich freute. Auch ich kam langsam ein klein wenig aus meiner Einsamkeit heraus. Ich hatte auch nichtmehr wirklich mit meiner Familie geredet, nur mit meinem Bruder den ich einmal angerufen hatte. Ich hatte keine Ewigkeit die ich mit ihnen verbringen konnte, also sollte ich die restliche Zeit doch noch etwas nutzen.

Was bildete sich dieser GothicTeenie eigentlich ein? Hängt Nachts allein auf dem Friedhof rum und meint er wär cool. Wenn ich ehrlich bin hab ich eher mit einer anderen oder gar keinen antwort gerechnet, aber er führte den Smalltalk fort. Jetzt kam jedoch ein böses Grinsen in seinem Gesicht auf, kam jetzt die Rache auf meine rethorische Frage? "Ach, du gehst gerne im Wald spazieren? Na dann hoff ich für dich ich werd dir dort nie über den Weg laufen. " Nein, wie süß, er drohte mir. "Geht der Weg zum Friedhof denn durch den Wald, oder was machst du sonst da? Ausserdem könnte doch nett werden...", antwortete ich ihm, dann fügte ich in Gedanken hinzu `Falls ich gerade eh auf der Jagt wäre, was sollte ich sonst auch im Wald tun.`. Okay, so langsam wurde es echt lächerlich und seine andere kleine Freundin hinten an der Bar schmunzelte auch schon, wie auch immer sie uns hören konnte?. Um von dem Thema ein wenig abzukommen fragte ich ihn nach einem weiteren Drink, auch Rebekah hatte schon fast wieder leer und ich bestellte noch einmal für uns 3. Rebekah nahm es dankend entgegen, ihr hatte der Abend bisher sicherlich Spaß gemacht und mir irgendwie auch.